münchen.t-online - Nachrichten für München
Such Icon
münchen.t-online - Nachrichten für München
Such IconE-Mail IconMenü Icon


München

Bayern: Sprachtests für Kita-Kinder starten – für wen gilt das?


Ab diesem Jahr
Kita-Kinder werden auf Deutsch-Kenntnisse getestet

Von dpa
Aktualisiert am 31.01.2025 - 12:37 UhrLesedauer: 3 Min.
Streit um SprachtestsVergrößern des Bildes
Heuer gibt es in Bayern erstmals verpflichtende Sprachstandserhebungen für angehende Vorschulkinder. (Symbolbild) (Quelle: Christoph Soeder/dpa/dpa-bilder)
News folgen

In Bayern soll ein neues Gesetz dafür sorgen, dass jeder Erstklässler ausreichend gut Deutsch spricht – mit flächendeckenden Tests. Viele Eltern bekommen deshalb bald Post.

Damit kein Kind mit zu schlechten Deutschkenntnissen eingeschult wird, werden dieses Jahr zum ersten Mal alle angehenden Vorschulkinder in Bayern auf ihre sprachlichen Fähigkeiten überprüft. Zum Test in den Grundschulen müssen aber nur die Kinder, bei denen die Kindertagesstätte Zweifel hat oder Defizite sieht – und diejenigen, die gar nicht in einer Kita sind. Für ihre Einschätzung hatten die Erzieherinnen und Erzieher in den Kitas bis Ende Januar Zeit, bis Ende Februar werden nun die Termine für den Test vergeben. Die wichtigsten Fragen:

Warum wird das "Sprachscreening" eingeführt?

Das "Gesetz zur Einführung und Durchsetzung verbindlicher Sprachstandserhebungen und Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung" soll verhindern, dass Kinder mit zu geringen Deutschkenntnissen in die Schule kommen – und damit von Anfang an eine schwierigere Ausgangssituation haben.

Was ist anders als früher?

Schon bisher mussten alle staatlich geförderten Kindertagesstätten im vorletzten Kindergartenjahr den Sprachstand der Kleinen erheben – und bei Bedarf eine Fördermaßnahme wie den "Vorkurs Deutsch 240" empfehlen. Neu ist jetzt, dass die Grundschulen eineinhalb Jahre vor der Einschulung zusätzlich eine eigene Sprachstandserhebung durchführen müssen. Die Teilnahme am "Sprachscreening" ist verpflichtend, und zwar für alle Kinder – also auch jene, die nicht in einer Kita sind.

Müssen alle Kinder persönlich zum Test in die Grundschule kommen?

Nein. Kinder, die von ihrer Kita bescheinigt bekommen, dass sie keinen erhöhten Sprachförderbedarf haben, müssen nicht zum Screening in die Grundschule kommen. Entsprechende Bescheinigungen mussten die Kitas den Eltern bis Ende Januar aushändigen. Auch Kinder, die eine schulvorbereitende Einrichtung oder eine heilpädagogische Tagesstätte besuchen, sind mit entsprechender Bestätigung von dem Test ausgenommen. Alle anderen bekommen spätestens bis Ende Februar einen Termin für den Test im März oder April genannt.

Wie läuft der Test ab?

In der jeweiligen Sprengel-Grundschule, in der das Kind im Normalfall später auch eingeschult wird, führt eine qualifizierte Beratungslehrkraft oder eine Schulpsychologin oder ein Schulpsychologe in Anwesenheit der Eltern einen wissenschaftsbasierten, kind- und altersgerechten Test durch. Alles in allem dauert der Termin etwa eine halbe Stunde.

Was passiert, wenn einem Kind schlechte Deutschkenntnisse attestiert werden?

Die Eltern erhalten das Ergebnis des Tests innerhalb einer Woche. Hat das Kind einen Sprachförderbedarf, wird es zum Besuch einer Kita mit integriertem Vorkurs verpflichtet. Das heißt: Die Eltern müssen einen geeigneten Platz suchen und annehmen. Der "Vorkurs Deutsch 240" wird von den Kitas in Zusammenarbeit mit den Grundschulen durchgeführt und beinhaltet in Summe 240 Stunden Deutschunterricht. Wenn ein Kind – etwa durch Zuzug aus dem Ausland – keinen Kurs gemacht hat und bei der Schulanmeldung zu große Lücken hat, wird es für den Kurs um ein Jahr vom Schulbesuch zurückgestellt.

Von wie vielen Kindern ist eigentlich die Rede?

Laut Kultusministerium werden zum Schuljahr 2026/2027 voraussichtlich rund 128.000 Kinder schulpflichtig. Zum Test in den Grundschulen werden bayernweit etwa 40.000 Kinder erwartet. Dem Familienministerium zufolge verbringen schon jetzt 99 Prozent der Kinder eines Jahrgangs das letzte Jahr vor der Einschulung in einer Kita.

Loading...
Symbolbild für eingebettete Inhalte

Embed

Was sagen die Kritiker?

Dass Sprache der Schlüssel für schulischen Erfolg ist, ist unumstritten. Das Gesetz wurde jedoch erst Mitte Dezember verabschiedet. Obschon die Vorbereitungen bereits im Vorfeld begannen, gab es viel Kritik, dass für Kitas wie Schulen nicht genug Zeit bleibe, um schon in diesem Jahr lückenlos den Sprachstand zu erheben. Und dass dadurch Zeit für die eigentliche Arbeit des Personals in Kitas und Schulen verloren gehe. So bemängelt etwa die Münchner Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD): "Wäre es nicht bei Weitem sinnvoller, für eine konsequent verlässliche Ausstattung bei den Sprachkursen zu sorgen?"

Ein weiterer Kritikpunkt: In den Schulen sollen die beteiligten Beratungslehrkräfte und je nach regionalem Bedarf auch Schulpsychologinnen und -psychologen für die Tests zwar Anrechnungsstunden erhalten. Im Idealfall wird deshalb weder Unterricht ausfallen noch Kapazitäten für Beratung oder gezielte Förderung verloren gehen.

"Das wird aber in der Realität kaum funktionieren", betont Florian Kohl von der Erziehungsgewerkschaft GEW. Schließlich müssten dafür im laufenden Schulbetrieb Stundenpläne geändert werden. Das Kultusministerium sieht sich dennoch im Zeitplan und versichert, die Sprachstandserhebungen könnten wie geplant umgesetzt werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



Telekom