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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Teil Münchens wird wieder schön" Erster alkoholfreier Biergarten eröffnet
Es ist ein Novum in München: Am Donnerstag öffnete der erste ausschließlich alkoholfreie Biergarten der Stadt. Aus diesem Angebot können Kunden wählen.
Es ist so weit. München hat seinen ersten alkoholfreien Biergarten. Die "Null" eröffnete am Donnerstag. Zwischen Livemusik, Bierbänken und Häppchen sammelten sich rund 50 Besucher, unter ihnen Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
Biergarten soll Bahnhofsviertel wiederbeleben
Das Lokal steht am Karl-Stützel-Platz in der Nähe des Alten Botanischen Gartens und ist Teil eines Projekts der Stadt: Das Viertel rund um den Bahnhof soll wiederbelebt werden. Der Platz sei über die Jahre zum Treffpunkt für Alkohol- und Drogensüchtige und Dealer geworden, Baustellen und leer stehende Gebäude hätten die Situation laut Reiter verschlimmert. "Wir waren sehr unglücklich mit der Situation", sagte der OB bei der Eröffnungsfeier am Donnerstagnachmittag, "nun wird dieser Teil Münchens wieder schön werden".
Für den Erfolg des alkoholfreien Gastgartens sind drei Wirte verantwortlich: Betrieben wird die "Null" von David Boppert, Geschäftsführer der Münchner Kultur GmbH, Florian Schönhofer als Betreiber des "Café Kosmos" und Christian Lehner, Geschäftsführer des "Park Café".
Hotelbesitzer: "Macher muss man unterstützen"
Schönhofer leitet sein Café nach eigenen Angaben seit 18 Jahren, er habe beobachtet, wie sich der Karl-Stützel-Platz im Laufe der Jahre verändert habe. Alkohol auf dem Platz zu verbieten, sei nicht die richtige Lösung. "Man muss Alternativen bieten", sagt Schönhofer, "und alkoholfreie Getränke gehen durch die Decke".
Nach fünf Minuten Überlegezeit seien sich die Wirte schon sicher gewesen, das Projekt umsetzen zu wollen. Auch Florian Steinmaier, Betreiber des Fünf-Sterne-Hotels "Charles", steht hinter dem Konzept alkoholfreier Biergarten. "Wenn es Macher gibt, muss man die unterstützen", sagt der Manager.
Alkoholfreier Wein, Sekt und Mocktails
Die Wirte bieten verschiedene Getränke an, von alkoholfreiem Riesling oder Spätburgunder über hausgemachte Himbeer- und Ingwerlimonade bis hin zu alkoholfreien Cocktails, sogenannten Mocktails. Außerdem gibt es alkoholfreien Sekt, Softdrinks wie Coca Cola und Wasser. Für kühlere Tage gibt es für Besucher aber auch warme Getränke wie Kaffee oder Cappuccino.
In der "Null" soll es zudem ein kostenloses Kulturprogramm geben. Verschiedene Münchner Bands, aber auch andere Künstler, wie etwa der Chor des Münchner Amtsgerichts, sollen vor dem Publikum auftreten.
Kritik vom Brauerbund: "Leben und leben lassen"
Kritik gab es im Voraus vom Geschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, Walter König. "Warum soll ein Wirt einen Kundenkreis über das Getränkeangebot ausschließen?", sagte König und verwies auf das Motto "Leben und leben lassen". Jeder Gast solle bestellen und trinken können, wonach ihm gerade ist.
OB Reiter will nach Lösung für Abhängige suchen
Oberbürgermeister Reiter sei bewusst, dass sich die Alkohol- und Drogenabhängigen, die bislang auf dem Platz hausten, nicht in Luft auflösen werden. Auch zur Eröffnung der "Null" am Donnerstag lagen mehrere Menschen mit Bierflaschen hinter dem Holzhäuschen, an dem die alkoholfreien Getränke ausgegeben wurden. "Wir müssen mehr tun, um ihnen zu helfen", sagte Reiter.
- Reporterin vor Ort