Während des CSD Gläubige fordern "christlichen Gottesstaat" in Olympiahalle
Parallel zum CSD findet in München eine Glaubenskonferenz statt. Münchens dritte Bürgermeisterin Verena Dietl ist besorgt, die Veranstalter äußern sich.
Von Donnerstag, 20. Juni, bis Sonntag, 23. Juni, wollen sich Christen verschiedener Gruppierungen in der bayerischen Landeshauptstadt zu einer Glaubenskonferenz unter dem Titel "Unum 24 – Eins sein" treffen. Als prominenter Gast soll Bill Johnson, leitender Pastor der Bethel Church in Redding/Kalifornien, auftreten. Der 72-Jährige gilt als offen homophob und als Abtreibungsgegner.
Im Vorfeld hatte es bereits Kritik an der Veranstaltung in München gegeben. In einem Rundschreiben einer Protestgruppe gegen die Unum-Veranstaltung wurde laut "Süddeutscher Zeitung" davor gewarnt, dass die Teilnehmer in der Olympiahalle "gemeinsam mit nationalistisch-rechten, christlich-fundamentalistischen Gruppen aus ganz Deutschland für eine Veränderung unseres Landes hin zu einem 'christlichen Gottesstaat'" wirken wollen. Getragen werde die Veranstaltung von insgesamt 80 Gruppierungen, die teils antisemitisch oder erzkonservativ angehaucht sind, heißt es in dem Bericht der "SZ".
Parallel findet der Christopher-Street-Day statt
Münchens dritte Bürgermeisterin und Verena Dietl ist besorgt, weil parallel zum Treffen der christlichen Fundamentalisten auch der Christopher Street Day (CSD) stattfindet. "Mit Sorge habe ich die Information zu dem in der Olympiahalle geplanten Treffen verschiedener fundamental-christlicher LGBTIQ*-feindlicher Akteure zur Kenntnis genommen“, sagte die SPD-Politikerin.
Wie Dietl erklärte, gebe es aktuell jedoch keine rechtlichen Möglichkeiten für die Landeshauptstadt München, die Veranstaltung zu unterbinden. Sie appellierte daher an die Veranstalter der Konferenz, "den demokratischen Charakter ihres Events unter Beweis zu stellen". Darüber hinaus kündigte sie an, dass die Olympiapark München GmbH in ihrem Auftrag weitere Möglichkeiten prüfen werde, im Olympiapark während des Pride-Wochenendes ein Zeichen für Toleranz zu setzen.
Sorge wegen vermehrter Übergriffe
Die Politikerin betonte, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit in München nicht geduldet werde. "Weder auf der Straße noch auf geschlossenen Veranstaltungen." Die konsequente Gleichstellung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen sei ein Prinzip der Münchner Stadtpolitik, für welches sie sich immer starkmachen werde. "Angriffe auf dieses vielfältige München werden wir nicht still hinnehmen", sagte sie.
Bei der Programmvorstellung des diesjährigen CSD in München, der am 22. Juni stattfindet, war laut "SZ" von den CSD-Veranstaltern mit Besorgnis auf die aktuelle Lage der Community geblickt worden. Wegen vermehrter Angriffe auf Lesben, Schwule und Transmenschen in München und ganz Bayern sei die Stimmung auf der Pressekonferenz etwas nervöser gewesen als sonst üblich. Münchens schwuler Zweiter Bürgermeister Dominik Krause empfand die Lage rund um den CSD demnach als "noch angespannter".
Veranstalter weisen zurück: Nur eine "Glaubens- und Gebetstreffen"
Die UNUM24 bezeichnet sich selbst als christliche Glaubenskonferenz, die sich an Christen aller Konfessionen richte. Sie "ist keine Plattform für politische oder gesellschaftliche Auseinandersetzungen, so wichtig diese auch sind", teilten die beiden Veranstalter Gerhard Kehl und Fadi Krikor auf dpa-Anfrage mit. "Unser Thema ist unser Glaube an Jesus Christus, die UNUM24 ist ein Glaubens- und Gebetstreffen."
Dass das Treffen bewusst auf das gleiche Wochenende wie der CSD gelegt wurde, weisen die Veranstalter zurück. "Wir freuen uns, dass die Stadt München eine weltoffene Stadt ist und gleichzeitig Gastgeber sein kann für solch ein großes Angebot an Veranstaltungen."
Das Protestbündnis #NoUNUM24 hat für Freitagnachmittag einen Gegenprotest am Olympiapark angekündigt.
- Stellungnahme von Münchens Dritter Bürgermeisterin Verena Dietl
- sueddeutsche.de: "Vorfreude auf die bunte Party – und Angst vor Übergriffen"
- Website von UNUM24
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa