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München

München: Ein Hauch Italien – unter der Stadt liegt "Klein-Venedig"


Verborgenes Geheimnis der Stadt
Münchens "Klein-Venedig" liegt tief unter der Erde


06.06.2024Lesedauer: 3 Min.
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Der Auer Mühlbach in Untergiesing (Archivbild): Auch dieser Stadtbach war einst im Untergrund verschwunden.Vergrößern des Bildes
Der Auer Mühlbach in Untergiesing (Archivbild): Auch dieser Stadtbach war einst im Untergrund verschwunden. (Quelle: IMAGO / Daniel Schvarcz)

Einst galt München als das "Venedig des Nordens". Grund dafür waren die vielen kleinen Stadtbäche. Einige sind noch heute in der Stadt zu sehen, andere fließen im Verborgenen.

Den Eisbach dürfte wohl so ziemlich jeder Münchner kennen. Schließlich ist der Bach im Englischen Garten vor allem im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel und weltweit für seine stehende Surfwelle bekannt. Auch der parallel verlaufende Schwabinger Bach dürfte vielen ein Begriff sein, genau wie der Auer Mühlbach oder der Westermühlbach. Dass durch die bayerische Landeshauptstadt aber einst bis zu 57 solcher Stadtbäche flossen, wissen wohl nur die wenigsten.

Noch bis ins 19. Jahrhundert war München durchzogen von Bächen und Kanälen. Ein dichtes, damals 300 Kilometer langes Netz schlängelte sich durch die Altstadt, das Wasser der kanalisierten Isar-Seitenarme trieb Mühlen an, auch für die Flößerei und den Transport von schweren Waren hatten die Bäche eine große Bedeutung. Aus dieser Zeit stammt auch ein heute nahezu vergessener Spitzname Münchens: "Klein-Venedig".

Bäche verschwinden im Lauf der Zeit im Untergrund

Mittlerweile hinkt der Vergleich mit der norditalienischen Stadt an der Adria gewaltig. Nach dem Bau der Kanalisation und einer zentralen Trinkwasserversorgung Ende des 19. Jahrhunderts verloren viele Stadtbäche an Bedeutung und erste wurden zugeschüttet. Ein zweiter großer Einschnitt folgte in den 1950er- und 1960er-Jahren. In dieser Zeit stieg die Bevölkerungszahl in München relativ schnell von 800.000 auf 1,3 Millionen Einwohner an.

Für die Bäche war in der Folge kein Platz mehr, dieser wurde für Häuser und Straßen benötigt. Spätestens mit dem Bau der U-Bahn wurden schließlich die meisten Läufe zugeschüttet, trockengelegt oder in den Untergrund verlegt. So verschwand Münchens "Klein-Venedig" tief unter der Erde. Von den ursprünglich rund 300 Kilometer langen Bachläufen existieren heute nur noch circa 175 Kilometer, von denen nur ein kleiner Teil oberirdisch für die Bürger der Stadt zugänglich ist.

Stadtbäche sollen wieder an die Oberfläche

Schon lange gibt es daher Bestrebungen, die Stadtbäche wieder an die Oberfläche zu holen. Bereits 1977 kam aus dem Stadtrat die Anregung für eine Freilegung. Der Münchner Verkehrs- und Stadtplaner Karl Klühspies forderte schließlich 1980 die Wiederbelebung der Bäche, damit München wieder das "Venedig des Nordens" werde. Fast ein Vierteljahrhundert später schrieb der damalige Baureferent Horst Haffner im Jahr 2004: "Die Stadt München hat sich die Wiedereröffnung der Stadtbäche zum Ziel gesetzt."

Weitere 13 Jahre später legte die Münchner Umweltorganisation "Green City" schließlich eine Machbarkeitsstudie vor. Laut dieser ist es möglich, Teile des Westlichen Stadtgrabenbachs, der unter der Herzog-Wilhelm-Straße fließt, für etwa 100.000 Euro wieder an die Oberfläche zu holen. Konkrete Ideen hatte Stadtplaner Klühspies schon Jahre zuvor präsentiert. Im Jahr 2019 signalisierte der Bauausschuss des Stadtrats dann, die Pläne für eine Neugestaltung des Straßenabschnitts vorantreiben zu wollen.

Wird München eines Tages wieder zu "Klein-Venedig"?

Ende 2022 stellten Die Grünen – Rosa Liste und die SPD/Volt-Fraktionen schließlich einen gemeinsamen Antrag, die Planung und Freilegung des Westlichen Stadtgrabenbachs weiter in Angriff zu nehmen. Zudem richtete das Referat eine "Bachrunde" ein, in der weitere Freilegungen unterirdischer Bäche diskutiert und vorbereitet werden. Dafür meldeten die Parteien im Haushalt 2023 eine Summe von 130.000 Euro an.

Anderen Plänen hatte das Baureferat zuvor schon eine Abfuhr erteilt, so beispielsweise der Freilegung des Glockenbachs unter der Pestalozzistraße. Die Begründung: Dort gebe es nicht genug Platz für einen Bachlauf. Ein Problem, das im dicht bebauten Stadtgebiet auch an anderen Stellen auftreten könnte. Zudem verlaufen viele der zugeschütteten Kanäle durch heutige Kellerräume oder Höfe, was eine Wiederherstellung unmöglich macht. Dass München eines Tages tatsächlich auch an der Oberfläche wieder zu "Klein-Venedig" wird, dürfte folglich ein Traum bleiben.

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