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Drag-Künstler sollen bei Festival im Mai München "verzaubern"


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Festival im Mai
Drag-Künstler sollen München "verzaubern"


07.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Festival-Kuratorin Ruby Tuesday: 30 Veranstaltungen in fünf Tagen sollen über die Bühne gehen.Vergrößern des Bildes
Festival-Kuratorin Ruby Tuesday: 30 Veranstaltungen in fünf Tagen sollen über die Bühne gehen. (Quelle: Patrik Stäbler )

Anfang Mai steigt das erste Drag-Festival in München. Die Veranstalter hoffen auf eine störungsfreie Woche.

Aus den Lautsprechern dröhnen Textzeilen aus "Nathan der Weise", bunt durcheinander gewürfelt mit popkulturellen Zitaten aus Songs von Herbert Grönemeyer, Rammstein und anderen Musikgrößen. Zu alledem spricht respektive singt Bridge Markland auf der Bühne stumm mit; überdies interagiert die Berliner Drag-Pionierin mit einer Puppe in ihrer Hand – jener Nathan, den Gotthold Ephraim Lessing 1779 ins Zentrum seiner berühmten Ringparabel stellte.

"Nathan in the Box" heißt diese bunte Mischung aus Playback, Performance und Puppentheater, von dem Bridge Markland an diesem Donnerstagvormittag im Gasteig HP8 eine Kostprobe darbietet. Ihr Auftritt in München gibt einen kleinen Einblick darauf, was Anfang Mai im großen Stil in der ganzen Stadt geboten wird: Münchens erstes Drag-Festival unter dem Titel "Go drag! Munich" – kuratiert von der einheimischen Drag-Künstlerin Ruby Tuesday sowie Bridge Markland, die in Berlin eine vergleichbare Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen hat.

Was macht einen Mann aus, was eine Frau?

Was macht einen Mann aus, was eine Frau? Gibt es solche Kriterien überhaupt? Und wenn ja, wie sinnvoll sind sie? Um diese Fragen sollen sich vom 1. bis 5. Mai circa 30 Veranstaltungen drehen – von Theater bis Tanz, von Komik bis Konzert, dazu Filme, Vorträge, Diskussionen und ein Drag-Flohmarkt.

Initiator des Festivals sind das Pathos Theater und das Kulturzentrum Gasteig; überdies beteiligen sich weitere Einrichtungen wie die freien Theater HochX, Schwere Reiter und Drehleier, aber auch die Kunsthalle München, das NS-Dokumentationszentrum und die Stadtbibliothek. "Das Festival passt zu München wie die Faust aufs Auge – und das aus zwei Gründen", findet Dominik Krause (Grüne), der Zweite Bürgermeister der Stadt, zugleich Schirmherr des Festivals.

Erstens gebe es hier eine vielfältige Stadtgesellschaft sowie eine aktive LGBTIQ-Community. "Zweitens haben wir eine lebendige und wachsende Drag-Szene in der Stadt", betont Krause. Er hoffe nun, "dass die Sichtbarkeit, die das Drag-Festival für queere Kultur schafft, auch den Austausch, das Verständnis und ein gutes Miteinander in der Stadtgesellschaft fördert", so der Grünen-Politiker.

Heftige Debatten und Tumult bei Kinderbuchlesung

Viele Münchner Bürger dürften sich beim Thema Drag-Kunst eher an ein unschönes Gegeneinander erinnern. Im vergangenen Sommer führte eine Kinderbuchlesung zweier Dragkünstler in der Münchner Stadtbibliothek in Bogenhausen nicht nur zu heftigen Debatten im Vorfeld. Sondern am Veranstaltungstag standen sich auch mehrere Protestkundgebungen sowie Hunderte Teilnehmer einer Solidaritäts-Demo gegenüber – getrennt von einem stattlichen Polizeiaufgebot. Es kam zu tumultartigen Szenen.


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Rückblickend ist mein Eindruck, dass es damals ein Sturm im Wasserglas war.


bürgermeister dominik Krause über eine drag-lesung vor kindern im vergangenen jahr 


Man könne nicht ausschließen, dass sich Vergleichbares auch beim Drag-Festival abspiele, sagt Dominik Krause. Jedoch glaube er eher nicht daran. "Rückblickend ist mein Eindruck, dass es damals ein Sturm im Wasserglas war", sagt Krause. "Da haben vor allem fünfzig Mitglieder einer gewissen Partei lautstark protestiert. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass diese Lesung in der Münchner Stadtgesellschaft breit diskutiert wurde."

Gasteig-Chefin Stephanie Jenke jedenfalls zeigt sich "sehr froh", dass das "go drag"-Festival nun erstmals auch in München ausgerichtet wird. "Unser Anliegen ist es, die verschiedensten Facetten von Kultur zu zeigen." Hier gehöre Drag-Kunst fraglos dazu, und dennoch habe sie bislang im Gasteig nicht stattgefunden, räumt Jenke ein. "Deshalb ist das jetzt höchste Zeit. Schließlich hat es auch eine große gesellschaftliche Relevanz, dass wir Diversität sichtbar bei uns abbilden." Im Mittelpunkt des internationalen Festivals werden Ruby Tuesday zufolge nicht die bekannten Dragqueens stehen – also Männer, die Frauen verkörpern.

Teilnehmer sollen in der ganzen Stadt auftreten

Vielmehr konzentriere man sich in München bewusst auf Drag-Kings und -Queens, die von Frauen, trans Personen und nicht-binären Künstlerinnen und Künstlern dargestellt werden. Laut Bridge Markland ist das "Go drag! Munich" das weltweit einzige Festival mit diesem Fokus. Sie betont: "München hat eine junge, sehr lebendige und kreative Szene von Drag-Kings und Quings, die es zu unterstützen gilt."

Gelingen soll dies, indem die Künstlerinnen und Künstler an den fünf Festivaltagen im Mai "nicht nur in kleinen Nischen, sondern in der ganzen Stadt auftreten", sagt Jan Geiger vom Pathos Theater. Er gibt sich überzeugt: "Wir werden München verzaubern."

Information: Das Festival "Go drag! Munich" findet vom 1. bis 5. Mai an verschiedenen Spielorten in München statt. Das komplette Programm steht auf godragmunich.de; Tickets für die einzelnen Veranstaltungen kosten zwischen 6 und 30 Euro.

Verwendete Quellen
  • Pressegespräch zu "go drag! munich" im Gasteig HP8 am 7.3.2024
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