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Landtagswahl in Bayern: Wie wirkt sich der Skandal um Hubert Aiwanger aus?


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"Die Großkopferten kapieren es nicht"
Wie der Aiwanger-Skandal die Landtagswahl in Bayern beeinflusst

Von Alexander Spöri

06.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Hubert Aiwanger hält eine Rede am Keferloher bei München (Archivbild).Vergrößern des Bildes
Hubert Aiwanger hält eine Rede in Keferloh bei München (Archivbild): Wie viele werden am Sonntag seine Partei wählen? (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann / SVEN SIMON)

Die Gemeinde Mallersdorf-Pfaffenberg war Ausgangspunkt des bundesweiten Politskandals um Hubert Aiwanger. t-online hat sich vor Ort umgehört, welche Auswirkungen der Vorfall wohl auf die Landtagswahl hat.

Es ist ruhig in Mallersdorf-Pfaffenberg. Kurz vor der Landtagswahl erledigen die meisten Einwohner der kleinen niederbayerischen Marktgemeinde ihre Einkäufe für das Wochenende. Noch vor wenigen Wochen war hier deutlich mehr los. Denn die Ortschaft war der Ausgangspunkt des bundesweiten Politskandals um Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Vor 35 Jahren soll dort in der Schultasche von Bayerns stellvertretendem Ministerpräsidenten eine antisemitische Hetzschrift gefunden worden sein.

Aiwanger stritt allerdings ab, das Pamphlet verfasst zu haben. Stattdessen übernahm sein älterer Bruder die Verantwortung dafür.

Reporter aus ganz Deutschland nisteten sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe im 7.000-Einwohnerort ein. Auch deshalb könnten die Nerven vieler Bürger blank liegen. Der Großteil meidet das Gespräch mit der Presse. Spätestens wenn der Name "Aiwanger" fällt, blocken auch gegenüber t-online die meisten potenziellen Interviewpartner ab.

Viele wollen nicht über die Wahl sprechen

Sie verstummen, gehen kommentarlos weiter, einer knallt sogar die Tür vor dem t-online-Reporter zu. Nur wenige öffnen sich, und wenn, dann nur anonym, ohne Bild, nur mit Vornamen. Was hat der Politikskandal, der in Bayern fast eine Regierungskrise auslöste, mit dem Ort zwischen Landshut und Regensburg gemacht? Gespräche mit Einwohnern zeichnen ein Bild davon, wie sich die Debatte um Markus Söders Stellvertreter auf die Wahl am Sonntag auswirken könnte.

Eine ältere Frau, die im Hof auf ihre Enkelkinder aufpasst, will sich zuerst nicht äußern, dann beginnt sie doch ein Gespräch. "Ich mag den Aiwanger", sagt sie. "Ich gebe das jetzt zu." Der Bundesvorsitzende der Freien Wähler, der zehn Kilometer entfernt in Rahstorf aufwuchs, tue etwas für die Leute "hier draußen". Was der Dame besonders auf dem Herzen liegt: die Ärzteversorgung auf dem Land. "Wenn alle Ärzte abwandern, dann haben wir niemanden mehr hier." Die Lösung heißt für sie offenbar: Aiwanger.

"Die Großkopferten kapieren es einfach nicht"

Bei einem späteren Versuch, Einwohner ins Gespräch zu ziehen, kommt ein 80-jähriger Mann auf t-online zu. "Wenn Sie mal so viele Jahre wählen, dann wissen Sie, was Quatsch ist", sagt er und meint damit wohl die Landtagswahl an sich. Die CSU habe in den vergangenen Jahren zahlreiche Fehler gemacht. Als Beispiel nennt er den Umgang mit der Flüchtlingskrise im Jahr 2015. "Das eigene Volk muss auswandern, das hat Merkel ja entschieden." Ob und welche Partei der Mann wählt, verrät er nicht.

Wie rau der Tonfall in Pfaffenberg ist, zeigt auch ein Gespräch mit einem Bürger vor dem Gelände der Privatbrauerei Stöttner im Ortskern. "Es geht nur mit einem Denkzettel", sagt der Mann mit lauter Stimme. Und weiter: "Es geht nicht anders. Die Großkopferten kapieren es einfach nicht."

Aiwanger-Skandal mit Auswirkungen auf Landtagswahl

Doch nicht jeder in Aiwangers Schulheimat spricht so. "Man kann nicht mehr nachvollziehen, was vor 35 Jahren war", sagt Sieglinde. Ihr Favorit bei der Landtagswahl ist die CSU, auch weil sie mit den Grünen nichts anfangen könne. "Teilweise stimmen die Freien Wähler auch", erzählt sie weiter. Einen "Denkzettel" möchte sie allerdings nicht verteilen. "Da gewinnt dann nämlich die Partei, die ich gar nicht mag."

Dass der Politikskandal um Aiwanger hingegen auch Wahlentscheidungen beeinflusst, zeigt ein Gespräch mit Hermann aus dem Nachbarort Laberweinting. Er will am Sonntag zum ersten Mal die Partei von Hubert Aiwanger wählen, weil er es "unfair" findet, wie mit ihm umgegangen werde. Seiner Meinung nach stecke hinter dem Skandal lediglich eine "Dummheit" im Kindesalter. "Früher habe ich CSU und SPD gewählt." Diese Zeit liege allerdings in der Vergangenheit – zumindest seitdem die Kritik an Aiwanger laut wurde.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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