Landkreis München Inflation und Energiekosten: Traditionsmetzgerei muss schließen

Ein Ort verliert seine Metzgerei. Viele Jahrzehnte haben Kunden hier gerne eingekauft. Doch jetzt wird der Betrieb in die Knie gezwungen.
Fast 140 Jahre gibt es die Metzgerei in dem Ort Höhenkirchen-Siegertsbrunn im Landkreis München. Schweren Herzens hat sich nun Metzgermeister und Inhaber Christian Eberl entschlossen, den Betrieb zum 30. Juni zu schließen. Zuerst hatte der "Merkur" darüber berichtet. "Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, aber irgendwann geht es nicht mehr", sagte er dem Blatt. Als Gründe für die Schließung gibt er an, dass die steigenden Betriebskosten ihn in die Knie zwingen würden. Gleichzeitig gehe der Umsatz zurück.
Höhere Einkaufspreise und Versicherungskosten gehörten laut dem Bericht dazu, genauso wie Kunden, die wegen der Inflation immer mehr aufs eigene Geld schauen müssten. Das größte Problem aber seien die gestiegenen Energiekosten. Die monatlichen Stromkosten hätten sich verdreifacht, von 2.700 auf rund 8.000 Euro. Die versprochenen Hilfen der Bundesregierung kämen erst jetzt bei ihnen an, das sei zu spät.
Ein einschneidender Schritt für die Familie. 2009 hatte Christian Eberl den Betrieb in der Rosenheimer Straße vom Vater übernommen. Mit Stolz habe er das Geschäft geführt, erzählt Eberl dem "Merkur". Beide Eltern arbeiteten sogar noch mit. 1985 hatten sie den Betrieb übernommen und weitergeführt, sich einen treuen Kundenstamm erarbeitet. Vor allem die regionalen Produkte mit rund 100 Wurstsorten wurden den eigenen Aussagen zufolge geschätzt, auch von Menschen aus den umliegenden Ortschaften im Kreis. Zum Laden gehört auch ein Mittagstisch und ein Partyservice.
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Höhenkirchen-Siegertsbrunn verliert seinen einzigen Metzger
Eine schlechte Nachricht bedeutet die geplante Schließung deshalb auch für den Ort Höhenkirchen-Siegertsbrunn mit seinen rund 10.000 Einwohnern. Dieser verliert damit im Sommer seinen einzigen Metzger. Die gestiegenen Kosten hätte Eberl noch an seine Kunden weitergegeben, irgendwann sei damit aber Schluss.
Bis zu 21 Mitarbeiter seien einst in der Metzgerei angestellt gewesen. Mittlerweile sei die Personalnot jedoch auch hier groß. Obwohl Eberl viel versucht hat, neue Kollegen an den Betrieb zu binden, viele Auszubildende hatte und selbst Lehrlinge aus Namibia, Jamaika und Russland ausbildete.
Das Bedauern in Höhenkirchen-Siegertsbrunn und in der Umgebung über die Schließung sei jedenfalls groß, sagt Christian Eberl zum "Merkur". Ob es einen Nachfolger geben würde, sei alles andere als sicher angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage. Kunden, vor allem viele ältere Menschen, kämen nun in den Laden und beschwerten sich laut Eberl darüber, dass die Metzgerei demnächst zumachen wolle. "Sie fragen mich dann, wo sie zukünftig hingehen sollen. Doch das kann ich ihnen auch nicht sagen", wird Eberl zitiert.
- merkur.de: "Stromkosten haben sich verdreifacht: Einzige Metzgerei in Höhenkirchen gibt auf – „Es geht nicht mehr" vom 11.5.2023