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München: Dieses Restaurant kocht mit Abfällen


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Community Kitchen in München
Mit Müll kochen: "Lebensmittel retten hat nichts mit Bedürftigkeit zu tun"

Von Jennifer Lichnau

29.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Die Community Kitchen in München bietet täglich frische Gerichte anVergrößern des Bildes
Die Community Kitchen in München bietet täglich frische Gerichte an (Quelle: t-online)

Was viele Menschen wegwerfen, ist noch lange kein Müll. Die "Community Kitchen" betreibt ein Restaurant mit geretteten Lebensmitteln. Ein Konzept, das funktioniert.

Die Küche liegt wie eine Oase inmitten einer Betonwüste. In der Fritz-Schäffer-Straße in Neuperlach reiht sich Bürokomplex an Bürokomplex. In einem dieser wuchtigen, dunklen Gebäude hängen bunte Girlanden am Eingang, auf einem knallgelben Schild steht: "Essen, was eh schon da ist". Womit das Prinzip der "Community Kitchen", zu deutsch Gemeinschaftsküche, schon erklärt wäre: Hier landen Lebensmittel auf den Tellern, statt im Müll.

"Rund elf Millionen Tonnen Essen schmeißen die Deutschen laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft jährlich weg. Das Ziel der "Community Kitchen" ist es, große Mengen davon zu retten: Sie werden in Shops verteilt, für Kantinen, Restaurants oder Catering-Angeboten verarbeitet und als Gerichte dort für wenig Geld verkauft – deutschlandweit."

Um zum Restaurant zu gelangen, in dem rund 200 Gäste Platz haben, muss man an Drehschranken vorbei, durch die sich noch vor einiger Zeit, Allianz-Mitarbeiter geschoben haben. Biegt man im Erdgeschoss links ab, kommt man in die ehemalige Firmenkantine. Es ist Mittagszeit. Die Schlange entlang der Theke ist lang. Eine Rentnergruppe, eine Mutter mit Kind, eine Gruppe Jugendliche, ein junges Pärchen.

So bunt wie die zusammengewürfelte Einrichtung, so bunt gemischt sind die Gäste der Community-Kitchen. Die Gerichte kosten zwischen sechs und acht Euro. Ein Stück Kuchen 2,80 Euro, liegen also weit unter dem Münchner Durchschnitt. An diesem Dienstag gibt es Fisch mit Ofengemüse oder Börek. An der Salattheke darf sich jeder bedienen.

Wohin mit 25.000 Bechern Joghurt?

Die meisten Gäste essen auf der Terrasse in der Mittagssonne. Der Fisch stammt selbstverständlich nicht aus der Mülltonne. Das Sozialunternehmen bezieht Lebensmittel vom Großmarkt, von einem Online-Supermarkt und von unterschiedlichen Lebensmittelproduzenten. Judith Stiegelmayr, eine der Gründerinnen von „Community Kitchen, erklärt es am Beispiel von Joghurt: 45 Paletten, also 25.000 Becher, hat eine Molkerei der Community Kitchen vergangene Woche angeboten. Überschüssige Ware, die die Molkerei ansonsten weggeschmissen hätte.

Die geretteten Lebensmittel werden nicht nur verkocht und im Restaurant angeboten, sondern auch mittels eines Lebensmittelkiosks an Kunden verteilt. Jeder darf sich bedienen.

"Lebensmittel retten hat nichts mit Bedürftigkeit zu tun", sagt Stiegelmayr, "in unserer Gesellschaft sind wir sehr darauf geeicht, das, was wir wegschmeißen würden, an Arme weiterzugeben und das als Spende zu verkaufen."

"Wir nehmen den Armen nicht das Essen weg"

"Eine der ersten Fragen, die uns immer gestellt wird, ist: Nehmt ihr den Armen nicht das Essen weg, beispielsweise den Gästen der Tafel. Das tun wir nicht", sagt Stiegelmayr.

Sie sitzt in der umgestalteten Kantine, beobachtet die Gäste. Zwischendrin grüßt sie. Sie trägt Jeans, einen schwarzen Pulli und ein Tuch um den Hals gewickelt. In Deutschland werde so viel weggeschmissen, da könne man gar nichts wegnehmen. Im Gegenteil, die Community-Kitchen arbeite immer wieder mit der Tafel zusammen, sagt Stiegelmayr.

Im ehemaligen Allianz-Bürokomplex betreibt ihr Unternehmen nicht nur das Restaurant, in dem nach ihren Angaben 500 und 1.000 Gäste täglich speisen. Im ganzen Haus vermietet das Unternehmen Räume an Tanz- und Sprachschulen und andere Vereine. Das Haus ist inzwischen eine Anlaufstelle für viele unterschiedliche Menschen. Genauso sei das gewollt sagt Stiegelmayr. "Bunt soll es sein."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Judith Stiegelmayr, Mitbegründerin der Community Kitchen
  • bmel.de: "Lebensmittelverschwendung"
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