Neue Fluggesellschaft Ein 18-Jähriger will mit "Bavarian Airlines" hoch hinaus
Adem Karagöz ist nach eigenen Angaben bereits seit Jahren erfolgreicher Unternehmer. Nun will der 18-Jährige das Fluggeschäft aufmischen. Wie das gelingen soll.
Die meisten anderen in seinem Alter haben Hobbys wie Sport, Videospiele oder auf Konzerte gehen. Adem Karagöz gründet offenbar gerne Unternehmen – so scheint es zumindest. Der 18-Jährige ist nach eigenen Angaben auf der Berufsplattform "Xing" nicht nur "Self-Made Millionaire", sondern war angeblich schon neun Monate bei den Vereinten Nationen als "Operational Risk Specialist" tätig. Jüngst hat er eine Fluggesellschaft gegründet, die ab Ende des Jahres vom Flughafen München aus Ziele in ganz Europa anfliegen soll. Der Name: Bavarian Airlines.
Wie das? Auf Nachfrage von t-online sagt Karagöz, Fundament seines Vermögens seien wenige Tausend Euro von seinen Eltern und hochriskante, aber profitable Investitionen während des Booms der Kryptowährungen der vergangenen Jahre gewesen. Schließlich habe er erfolgreich ein Unternehmen im Bereich Bonitätsprüfung aufgebaut und verkauft.
In Deutschland ist es mit Zustimmung der Eltern auch Minderjährigen erlaubt, ein Unternehmen zu gründen. Mit all den Gewinnen betätigt sich Karagöz laut eigenen Aussagen heute als Immobilienentwickler – in Darmstadt baue er gerade rund 150 Wohnungen – und demnächst eben auch als Inhaber einer eigenen Fluglinie.
Bavarian Airlines ist noch nicht im Handelsregister eingetragen
Zu Recht dürften bei solch einem Lebenslauf einige Beobachter wohl skeptisch werden. Doch Karagöz hat auf jede Nachfrage eine plausible Antwort, verweist auch immer wieder auf Verschwiegenheitsklauseln, wenn es um Namen von Vertragspartnern geht, oder auf die Verfahrensdauer des Eintrags ins Handelsregister. Der liege, sagt der Jungunternehmer, dem Notar bereits vor. In rund zwei Wochen soll der am Amtsgericht Darmstadt anhängige Prozess nach Angaben von Karagöz abgeschlossen sein. Ob ein solches Verfahren dort eröffnet wurde, konnte beim Amtsgericht in Darmstadt nicht bestätigt werden. Nach Auskunft eines Sprechers will man zum aktuellen Verfahrensstand nichts sagen.
Im September 2022 wurde das Unternehmen laut britischem Handelsregister als "Hessische Finanzgruppe" in Cardiff (Wales) gegründet. Im vergangenen Dezember erhielt die Fluglinie in spe dann ihren jetzigen Namen. Und neben Karagöz stießen drei weitere Vorstandsmitglieder dazu – von denen einer, Mehmet Basyigit, schon nicht mehr an Bord ist. Aus "familiären Gründen", sagt Karagöz. Im Mitarbeiterverzeichnis von Bavarian Airlines ist der 18-Jährige derzeit als Aufsichtsratsvorsitzender geführt.
Eine zumindest ungewöhnliche Kombination: Der CEO ist gleichzeitig Vorsitzender des Aufsichtsrates, der ja das Geschäftsgebaren beaufsichtigen soll. Aber Karagöz hat auch dafür eine Erklärung: Man habe die Finanzgruppe gegründet, weil die Fluggesellschaft auch in das Geschäft mit Kryptowährungen einsteigen solle. Nach britischem Recht sei man damit dem Bankensektor zugeordnet. Und den Vorsitz des Aufsichtsrates gebe er ab, sobald jemand "Geeigneteres" gefunden sei.
Bis zum Jahresende will Bavarian Airlines in München starten
Karagöz wolle bis zum Jahresende nicht nur mit drei Flugzeugen des Typs Embraer E195-E2 von München aus Flughäfen in Amsterdam, Düsseldorf, Berlin, Wien und London anfliegen. Sondern Kunden auch mit etwas Revolutionärem locken: Statt Meilen soll man bei Bavarian Airlines Anteile einer Kryptowährung sammeln können. Das solle nicht nur die Zielgruppe erweitern, sondern auch das Geschäftsfeld.
Kunden sollen nicht nur mit der angesammelten Kryptowährung Flüge kaufen können, sondern auch zusätzlich Mittel in der Währung erwerben können, etwa für eine bessere Reiseklasse.
Karagöz will keine Konkurrenz zur Lufthansa sein
2024 sollen dann zwölf Flugzeuge Ziele in ganz Europa ansteuern. Eine Konkurrenz zur Lufthansa will Karagöz aber nicht aufbauen. "Wir sehen uns als Marktergänzung." Wenige Wirtschaftsfelder sind wohl so risikoreich und kapitalintensiv wie das Fluggeschäft. Karagöz erklärt, er wisse um das Risiko. Externe Berater hätten berechnet, "dass wir mit unserem Modell Rendite machen können".
Bis es so weit ist, wird jedenfalls noch eine Menge passieren müssen. Beim Flughafen München hat man laut einem Sprecher bereits ein erstes Gespräch mit dem Gründer geführt. Jedoch müsse man "abwarten, was sich daraus ergibt". Intensive Gespräche hätten noch nicht stattgefunden – und bis dahin müsse noch ein ganzer Katalog an Anforderungen abgearbeitet werden.
Laut Karagöz hat man bei Bavarian Airlines jedenfalls schon die ersten Bewerbungen für die künftige Crew erhalten.
- Telefonat mit Adem Karagöz
- Telefonat mit einem Sprecher des Flughafen München
- Telefonat mit dem Amtsgericht Darmstadt
- Einblick in das deutsche Handelsregister über NorthData
- Einblick in das britische Handelsregister "Companies House"