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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bis zu 370 Parkplätze weniger Parkplatznot: Kritik an Straßenumbau in München

Die Parkplatznot in München ist groß. Jetzt strapaziert ein Straßenumbau erneut die Nerven vieler Autofahrer. Dabei könnten 370 Parkplätze verloren gehen.
Es ist nicht das erste Aufregerthema für Autofahrer in München: Pop-up-Radwege verengen im Stadtzentrum die Fahrbahnen. An der Fraunhoferstraße wurden alle Parkplätze durch einen Fahrradweg ersetzt. Gewerbliche Anlieger müssen sich dieses Jahr auf eine um 500 Prozent erhöhte Rechnung für ihren Parkschein einstellen. Auch die regulären Stunden-Parktarife wurden angehoben, teilweise sogar verdoppelt. Die Kosten sind hoch – genauso wie die Nachfrage. Sein Auto in München zu parken, ist nicht leicht.
Bald könnte es in der Stadt noch schwieriger werden, einen Stellplatz zu finden: durch einen Umbau an der Nymphenburger Straße zwischen Stiglmaierplatz und Landshuter Allee. 370 Parkplätze sind dort in Gefahr. Der Münchner Stadtrat, darunter die Koalition aus SPD/Volt, Rosa Liste und Grüne, wollen die Straße ihren Angaben nach "fahrrad- und fußgängerfreundlich" machen. Das berichtet die "Bild"-Zeitung. Auch einige Taxistände und Behindertenparkplätze sollen durch diese Maßnahme wegfallen.
Mobilitätsausschuss berät sich heute
Der Mobilitätsausschuss soll den Umbau am heutigen Mittwoch absegnen. CSU-Stadtrat Leo Agerer findet die Umbaupläne nicht "nachvollziehbar". Der 40-Jährige, der seit 2020 im Stadtrat sitzt, steht für "sinnvolle Verkehrskonzepte ohne ideologische Brille". So wirbt Agerer auf dem Internetauftritt der Christlich-Sozialen. Seine Konkurrentin Gudrun Lux (Grüne) kritisiert ihn, weil noch gar nicht klar ist, wie viele Parkplätze exakt verloren gehen: "Ohne konkrete Planungen mit konkreter Raumaufteilung kann niemand seriös sagen, wie viele Parkplätze wegfallen."
Also doch keine Hiobsbotschaft für Autofahrer? Vermutlich schon. Denn die Fahrbahn der Nymphenburger Straße sei zwar überbreit, doch die Rad- und Gehwege zu schmal. Dies könne besonders Kinder auf dem Weg zur Schule gefährden. Die Lösung der Stadtrat-Koalition: breitere Rad- und Fußwege und weniger Parkplätze.
Ein Blick in den Unfallatlas vom Statistischen Bundesamt beweist: Die Unfallgefahr ist in der Nymphenburger Straße tatsächlich erhöht – und das seit einigen Jahren. Oft sind Fahrradfahrer in die Unfälle verwickelt. Wer die Unfallschuld trägt, verzeichnet das Statistische Bundesamt allerdings nicht. Das bedeutet: Die Statistik lässt keine Rückschlüsse zu, ob unvorsichtige Fahrradfahrer, Autofahrer oder zu enge Wege die Unfälle auslösen.
85 Prozent der Straßen in München schon 30er-Zone
Leo Agerer weist darauf hin, dass die Parallelstraße – die Blutenburgstraße – bereits eine Fahrradstraße ist. Auf der müssten sich Autofahrer an die Geschwindigkeit der Fahrradfahrer anpassen – maximal 30 Kilometer pro Stunde. Außerdem hätten Radfahrer dort grundsätzlich Vorfahrt.
Die Blutenburgstraße ist eine von 85 Fahrradstraßen im Stadtgebiet. Nach Angaben der Stadtverwaltung ist München, was Fahrradstraßen angeht, deutschlandweit führend. Darüber hinaus seien 85 bis 90 Prozent der Straßen in der Landeshauptstadt bereits 30er-Zonen. Das berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) analysierte 2016 das Fahrverhalten der Münchner. Das Ergebnis: Jeder zweiter Münchner tritt zu stark aufs Gas. Auch auf den Fahrradstraßen. Denn viele Autofahrer wissen gar nicht, welche Regeln dort gelten.
Wie der Münchner Mobilitätsausschuss den Umbau der Nymphenburger Straße konkret anstößt, bleibt abzuwarten. Fakt ist: Münchner spüren schon jetzt starke Parkplatznot. In vielen Gebieten kann das Angebot die Nachfrage nicht mehr decken. Doch gerade auf der Nymphenburger Straße hatten Autofahrer bisher meistens Glück und fanden noch eine Parkmöglichkeit.
- bild.de: "370 Parkplätze in Gefahr"
- Eigene Recherchen