Prozess wegen Körperverletzung Gericht verurteilt Jérôme Boateng zu hoher Geldstrafe
Nach langem Hin und Her hat der Berufungsprozess gegen Jérôme Boateng ein Ende gefunden. Der Weltmeister muss eine Geldstrafe zahlen – und ist nun vorbestraft.
Fußball-Weltmeister Jérôme Boateng ist am Mittwochabend vom Münchner Landgericht wegen Körperverletzung in zwei Fällen und Beleidigung zu einer Geldstrafe in Höhe von 1,2 Millionen Euro verurteilt worden. Der Profifußballer muss die Strafe in 120 Tagessätzen zu je 10.000 Euro bezahlen.
Mit dem Urteil vom Abend erhält Boateng keine Bewährungsstrafe wie noch in einem vorherigen Prozess. Das Amtsgericht hatte im vergangenen Jahr zwar in der Summe eine höhere Geldstrafe verhängt, jedoch war die Zahl der Tagessätze nur halb so hoch: 60 Tagessätze zu je 30.000 Euro, insgesamt 1,8 Millionen Euro.
Weil er nun mehr als 91 Tagessätze als Strafe erhielt, gilt Boateng mit dem Urteil als vorbestraft – anders als noch im Urteil aus dem vergangenen Jahr. Gegen dieses Urteil hatten sowohl Verteidigung als auch Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt – weshalb die Sache seit Mitte Oktober in München erneut verhandelt wurde.
Die Beweislage sei eindeutig gewesen, so der Richter in seiner Urteilsverkündung. Der Anklage zufolge soll Boateng 2018 beim Urlaub in der Karibik seine damalige Freundin beleidigt, bedroht und geschlagen haben.
Verteidiger beantragten Freispruch
Boatengs Verteidiger hatten in ihren Plädoyers noch einen Freispruch beantragt. Sie gingen davon aus, dass seine Ex-Freundin die Vorwürfe "im Kampf um die Kinder" erfunden und "instrumentalisiert" hat, und beklagten eine Vorverurteilung ihres Mandanten. Boateng sei jemand, "der eigentlich schon verurteilt war, bevor er morgens aufgestanden ist", sagte sein Anwalt Peter Zuriel. "Eine prominente Person kann sich nicht in derselben Weise verteidigen wie es ein 0815-Mensch tun würde."
Sein Kollege Norman Nathan Gelbart sprach von mutmaßlichen Widersprüchen in der Aussage von Boatengs Ex-Freundin: "In dubio pro reo." Richter Forstner erwiderte: "Für uns gibt es keine dubios und darum gibt es auch nichts pro reo."
Eigentlich hätte das Urteil bereits nach zwei Verhandlungstagen gefällt werden sollen, doch stattdessen entwickelte sich vor Gericht ein zähes Ringen, in dem Boatengs Verteidiger immer wieder mit Angriffen auf Zeugen und Richter auffielen.
- Live aus dem Gerichtssaal: Boateng-Verteidiger kritisieren Ex-Freundin – und verzögern Prozess
Wie Boatengs Verteidung den Prozess in München verzögerte
So stellten sie etwa am Mittwoch einen Befangenheitsantrag gegen Richter Andreas Forstner, den das Gericht jedoch als "Verfahrensverschleppung" ablehnte. Hinzu kamen immer neue Beweisanträge oder Fragen an Zeugen, für die sie vom Gericht getadelt wurden. Ein weiterer Aufreger während des Prozesses: Zeugen fühlten sich von Sicherheitsleuten bedroht.
So berichtete eine Frau, dass sie vor ihrer Aussage von Männern gefilmt worden sei. Die Männer sollen demnach zum Sicherheitsteam Boatengs gehört haben. Dessen Vertreter rechtfertigten sich damit, lediglich die Sicherheitslage des Profifußballer eruiert zu haben.
Boateng, der von 2011 bis 2021 für den FC Bayern spielte, ist inzwischen bei Olympique Lyon unter Vertrag.
- Reporterin vor Ort
- Nachrichtenagentur dpa