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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Münchner Institution Gastro-Notruf: Kult-Wirtshaus sucht dringend Nachfolger

Aktuell sucht ein bekanntes Wirtshaus aus dem Südosten der Stadt händeringend einen neuen Wirt – bislang vergeblich. Andere Münchner Lokale sind von demselben Problem betroffen.
Es ist ein heiß diskutiertes Thema im Münchner Stadtfunk: Beliebte Restaurants schließen, Wirte kämpfen mit gestiegenen Kosten für den Weiterbetrieb ihrer Wirtshäuser. Viele Gastronomen in der Landeshauptstadt lassen sich dennoch nicht entmutigen.
Zum Beispiel Stefano Mario D'Amato. Sein "Feinkost Cannova" in der Tegernseer Landstraße hat zwar aktuell zu – aber nur auf absehbare Zeit. Denn das bekannte Lokal wird derzeit saniert, um den "ersten echt italienischen Feinkost-Grill im Street-Food-Style" zu integrieren.
"Bräustüberl" in Perlach: Eine Institution im Münchner Südosten
Getratscht und geratscht, wie es mit welcher Gastronomie wohl weitergeht, wird freilich nicht nur auf Giesings Höhen, sondern etwa auch weiter südöstlich im Stadtgebiet. "Wir haben den Flurfunk mitbekommen, wonach die 'Forschung' angeblich abgerissen werden soll und Wohnungen gebaut werden sollen. Auch nur von Schließung wird wohl gesprochen", erzählt Andrea Stemmer von der "Forschungsbrauerei" aus Perlach t-online.
"Wir haben daher in Absprache mit dem Hausbesitzer und dem derzeitigen Wirt einen Aushang gemacht, der den Kunden sagt, dass das 'Bräustüberl' und die Brauerei weitergeführt werden", erklärt sie. Das Kult-Wirtshaus gehört samt heimeligem Biergarten zum Gelände der Brauerei, die es an Ort und Stelle schon seit 1930 gibt. Sechs Jahre später folgte das "Bräustüberl", eine gastronomische Institution in München-Perlach.
Münchner Gastroszene: Inflation und hohe Kosten machen Druck
Doch: Der aktuelle Wirt hört bald auf, der Pachtvertrag endet zum 31. Dezember 2025. Ein Nachfolger ist trotz viel Mühe bislang nicht gefunden. Stemmer erzählt: "Unsere Suche begann schon vor einem Jahr, im Frühjahr 2024." Der Vermieter des "Bräustüberl" habe Anfang des Jahres eine Maklerin beauftragt, die wohl auf derartige Projekte spezialisiert sei. "Sie hat erst mal die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gemeint: 'Es gibt derzeit keine Wirte für solche Objekte'", sagt Stemmer. "Wir lassen keine Gelegenheit ungenutzt, die Botschaft nach außen zu tragen. Es gibt lose Interessensbekundungen, aber niemanden, der sagt: 'Ich mach’ das!‘" Bedenken gebe es etwa wegen des Personalmangels in der Gastronomie, schildert sie.
Die studierte Lebensmitteltechnologin sowie ausgebildete Biersommeliere und ihr Mann, der gelernte Brauer Werner Schuegraf, geben nicht auf. Sie streuen die Information in Gastro-Netzwerken und bei Veranstaltungen. Aktuell arbeiten sie zudem an einem Kurzexposé. Heißt auch: Die Brauerei wirbt um mögliche Wirte, und nicht Wirte bewerben sich von sich aus. Das war vor Jahren in München wohl noch undenkbar. Corona-Ausfälle, die Inflation, gestiegene Energiekosten – die Bedingungen haben sich aber teils gravierend verändert.
"Lucullus", "Occam Deli", "Sushi & Soul": Kultlokale verschwinden
Laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ist die Zahl der Insolvenzen in der Gastronomie im vergangenen Jahr deutschlandweit um volle 27 Prozent gestiegen. Aus verschiedenen Gründen haben auch in München mehrere Kultlokale binnen kurzer Zeit geschlossen. Im Herbst schlossen zum Beispiel die griechische "Taverne Lucullus" in Untergiesing sowie das "Stadtcafé" im Stadtmuseum am Sankt-Jacobs-Platz nach fast vier Jahrzehnten ihre Türen.
Im November folgte dann das "Wirtshaus Siebenbrunn" am Tierpark. Kurz vor Weihnachten verkündeten auch das "Occam Deli" aus Schwabing sowie das "Pasta e basta" aus der Fraunhoferstraße ihr Ende. Und wo früher im Glockenbachviertel das "Sushi & Soul" war, entsteht aktuell eine Filiale einer großen Pizza-Kette.
- Schriftliche Fragen an die Forschungsbrauerei München
- muenchen.tv: Gastro-Sterben – immer mehr Kult-Lokale in München machen dicht