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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Streit über Twitter-Post "Mir tut Deutschland leid": Aiwanger schießt gegen Lauterbach
Hubert Aiwanger löst mit einem Post auf Twitter eine heftige Debatte aus. Auch Karl Lauterbach mischt sich ein. Am Ende fliegen die Giftpfeile zwischen den Politikern.
Tagelang hat das Thermometer bis Mitte des Monats nicht nur in München weit über 30 Grad angezeigt. Inzwischen ist die große Hitze in Deutschland aber erst einmal vorbei, die Sonne vielerorts Regen und Gewittern gewichen, die Zugspitze gar mit einer kleinen Schneehaube überzogen. Für Bayerns stellvertretenden Ministerpräsident und Wirtschaftsminister, Hubert Aiwanger (Freie Wähler), Grund genug, Zweifel am Klimawandel zu äußern.
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"Was nun? Der im Frühjahr vorausgesagte/vermutete Hitzesommer in Deutschland ist bisher ausgeblieben. Die letzten Tage vermehrt trüb/Regen, nachts für Juli relativ kühl: Also: systematisch an den Klimaherausforderungen arbeiten, aber keine Panik verbreiten", schrieb Aiwanger am Dienstag auf Twitter. Eine Aussage, die ein gewaltiges Echo auslöste und auf Kritik stieß.
Tweet von Aiwanger löst großes Echo aus
Allen voran Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach wollte den Tweet von Aiwanger so nicht stehen lassen. "Unglaublich. Ein paar Tage 'trübes Wetter' im Sommer und schon wird der Klimawandel relativiert", antwortete er und schickte gleich noch eine Spitze in Richtung des 52-Jährigen hinterher: "Bayern kann einem leidtun, so regiert zu werden."
Zuspruch bekam Lauterbach in der Sache von Bodo Ramelow. "Klimawandel? Gibt es nicht, denn in Bayern regnet es, sagt Hubert Aiwanger und meint das ernst", kommentierte Thüringens Ministerpräsident auf Twitter. Die "Verachtung der Realität" und das Ausblenden "was uns an Katastrophen umgibt" sei "Egoismus pur" und typisch für die Freien Wähler.
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Und auch den Zorn des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Ruprecht Polenz zog Aiwanger mit seinem Tweet auf sich. Der wies darauf hin, dass die Erderhitzung nicht allein ein bayerisches oder deutsches, sondern ein "globales Phänomen" sei.
Verärgert über die Aussage zeigte sich zudem der "Bund Naturschutz in Bayern". Gerade angesichts der heftigen Waldbrände, extremen Hitze und Starkregenereignissen in anderen Ländern Europas sei es zynisch, "mit unserem derzeitigen Wetter gegen die Dramatik der fortschreitenden Klimaerhitzung zu argumentieren". Der Rat des Umweltschutzverbands an Aiwanger: "Vielleicht nochmal den Unterschied Wetter/Klima googeln."
Aiwanger schießt gegen Lauterbach zurück
Viel Gegenwind für den Niederbayern, den dieser nicht unkommentiert lassen wollte. "Für die Herren Lauterbach, Ramelow und Polenz ist es politisch unkorrekt, wenn man bei kühlem Regenwetter sagt, dass momentan kühles Regenwetter ist und nicht Hitzewelle", schrieb er. Dem Bundesgesundheitsminister schickte er obendrein noch einen extra Gruß hinterher. "Soso Herr Lauterbach, Bayern tut Ihnen leid wegen der Regierung?", fragte er: "Mir tut Deutschland leid."
Dass er nach wie vor zu seiner Meinung stehe und keinerlei Verständnis für die Vorwürfe und Kritik an seiner Aussage habe, stellte Aiwanger im Gespräch mit dem "Bayerischen Rundfunk" klar. "Es kann mir jeder etwas vorwerfen, interessiert mich aber nicht. Ich sage nur die Dinge, wie sie sind." Über Monate hinweg sei Panik verbreitet worden, "Geschäftemacherei" und "Schlagzeilenproduktion" sei mit im Spiel: "Den Menschen immer den Weltuntergang vor die Haustüre zu diskutieren – und wenn er bei der Haustür rausgeht, dann regnet's."
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In den kommenden Tagen soll es in Deutschland zwar auch weiterhin Temperaturen von über 20 Grad geben. Die Eiszeit zwischen Hubert Aiwanger, Karl Lauterbach, Bodo Ramelow und Ruprecht Polenz dürfte nach dem gegenseitigen Schießen von Giftpfeilen dennoch wohl erst einmal andauern.
- twitter.com: Tweets von @HubertAiwanger
- twitter.com: Tweet von @Karl_Lauterbach
- twitter.com: Tweet von @bodoramelow
- twitter.com: Tweet von @bundnaturschutz
- br.de: Empörung über Aiwangers Klima-Tweet: "Verachtung der Realität"
- Eigene Recherchen