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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Heftige Kritik von Besuchern Steine und Flaschen fliegen: Chaotische Szenen bei "Rolling Loud"
Es ist einer der Höhepunkte im deutschen Hip-Hop-Kalender: das "Rolling Loud" Festival in München. Doch schon am ersten Tag kommt es zu chaotischen Szenen.
Das Programm am ersten Tag des "Rolling Loud" auf dem Münchener Messegelände musste abgebrochen werden. Grund dafür war ein enormer Andrang auf der zweiten Bühne, der "Snipes Stage". Dort sei es zu chaotischen Zuständen sowie Steine- und Flaschenwürfen gekommen.
Dieses Bild zeichnen die Polizei München, zahlreiche Nutzer in Sozialen Netzwerken und diverse Medienberichte. Ein Polizeisprecher bestätigte t-online, dass neun Ordner durch die Wurfgeschosse verletzt worden sind. Die Stimmung im Publikum sei sehr aggressiv gewesen. So aggressiv, dass ein Subunternehmer sein Sicherheitspersonal abzog – um es zu schützen.
München: "Rolling Loud"-Besucher springen über Barrieren
Das war passiert: Das "Rolling Loud" in München nähert sich am Freitag den Höhepunkten des ersten Festivaltages. Auf der zweiten Bühne, der "Snipes Stage", tritt am Abend der US-amerikanische Rapper Sheck Wes auf. Der Bereich vor der Bühne auf der Münchner Messe beginnt sich gegen 18.45 Uhr zu füllen. So stark, dass sich viele Besucher kaum noch bewegen können. Es wird immer ungemütlicher, leichte Panik kommt auf. So zumindest schildern es viele von ihnen auf Instagram, Twitter und Youtube.
Wie der Polizeisprecher gegenüber t-online bestätigt, versuchten die vom Veranstalter eingesetzten Ordner den weiteren Zutritt zum Bereich vor der "Snipes Stage" zu verweigern. Doch das klappt nicht: "Viele Besucher ignorierten das und haben die dortigen Sperren überrannt", so der Sprecher weiter. Menschen seien in dem Gedränge zu Fall gekommen und seien daraufhin am Boden gelegen und nicht mehr selbstständig hochgekommen. Auch hierbei gab es Verletzte, "im niedrigen einstelligen Bereich", so die Polizei.
Steine und Flaschen fliegen auf die Ordner
Manche Besucher reagierten wohl sehr wütend auf die Anweisungen. Die Aggression nahm weiter zu und gipfelte gegen 19.30 Uhr schließlich darin, dass auch Steine und Flaschen auf die Ordner geflogen seien. Auch der Besucherandrang sei weiterhin so enorm gewesen, dass die Sicherheitskräfte sich in Absprache mit der Polizei schließlich zu einer drastischen Maßnahme entscheiden: "Aufgrund der Lage wurde die zweite Bühne dann in Absprachen mit der Polizei für den restlichen Freitagabend geschlossen", so der Beamte. Wohl auch, weil ein für den Sicherheitsdienst zuständiger Subunternehmer seine gesamten Mitarbeiter abzog, um diese zu schützen – rund 65 Ordner fehlten dem Festival daraufhin.
Das Programm wurde entsprechend abgebrochen. Für viele der friedlichen Besucher ist das besonders bitter: Geplant war noch der Auftritt des deutschen Rappers Ufo361, für viele einer der Höhepunkte des Festivals, auf dem ansonsten auch Kendrick Lamar, Wizkid und Travis Scott auftreten. Entsprechend verschaffen sie in den Sozialen Netzwerken ihrem Frust Luft.
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"(Ich) Finde die Orga echt einfach lächerlich, der Einlass zu Bonez war unorganisiert und die Massenpanik die ihr ausgelöst habt war unverantwortlich", kommentiert ein Besucher auf Instagram. "Ich persönlich habe mich dabei verletzt, denke aber, dass ich nicht der einzige bin. Ufo abzusagen war die Folge einer disorganisierten Veranstaltung", schreibt er weiter. Ähnliche Kommentare sind auch auf Twitter zu lesen und auf Youtube zu sehen.
Hip-Hop-Fans zahlten bis zu 639 Euro
Youtuber "Stalaiski" etwa sagt in einem Video auf der Plattform, dass er soetwas "noch nie erlebt" habe. Er schildert die Szenen so, dass der Andrang auf die Bühne so groß gewesen sei, dass es "immer voller und immer voller" wurde. Mehrmals sei die Show unterbrochen wurden, mit Ansagen ans Publikum. Menschen seien an den dortigen Metallzaun gepresst worden, so stark, dass sie über den Zaun gezogen wurden, um dem Druck der Masse zu entkommen. Wohl mit Unterstützung der Securitys.
Viele hätten Angstschweiß im Gesicht und Panik gehabt, hätten teilweise auch geweint. Darunter Frauen, Mädchen und "gestandene Männer", wie er sagt. Nach einiger Zeit sei er wieder zur zweiten Bühne gekommen, um den Auftritt von Ufo361 zu sehen. Dann sei dort jedoch durchgesagt worden, dass neun Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes verletzt worden seien und daher auf der "Snipes Stage" kein weiteres Konzert mehr stattfinden würde.
Viel Ärger also, für den die Besucher viel Geld bezahlt haben: 89 Euro kostete allein das Tagesticket für den Freitag. Für das komplette Wochenende werden 249 bis 639 Euro fällig – je nach Ticketpaket. Der ausgefallene Auftritt von Ufo361 soll am Samstag nachgeholt werden. Ob und wie das Sicherheitskonzept angepasst wird, ist indes noch unklar. Der Veranstalter hat bislang noch nicht auf eine Anfrage von t-online geantwortet.
- Eigene Recherche
- Twitter.com
- Youtube-Video auf dem Kanal "Stalaiski": "Rolling Loud München: Vorfall bei der Snipes Stage… Ufo361 abgesagt"
- Telefonate mit der Pressestelle der Polizei München
- Schriftliche Anfrage beim Veranstalter von "Rolling Loud"
- sz.de: "Parade der Superstars"
- merkur.de: "Heißer Auftakt für "Rolling Loud" in München - Zehntausende feiern Stars - Programm abgebrochen"