Kaffee zu Spottpreisen Stiehlt Lap Coffee anderen Cafés die Kundschaft?

Mit insgesamt vier Filialen baut die Kette Lap Coffee langsam ihr Kaffee-Imperium in München auf. Führen die günstigen Preise zu fehlender Kundschaft bei anderen Cafés?
Bei einem Spaziergang durch die Stadt einen Kaffee to go trinken und dabei auch noch wenig Geld ausgeben? Das klingt für viele – insbesondere mit kleinem Budget – sehr verlockend. Die Kaffee-Kette Lap Coffee betreibt in der Hauptstadt bereits zehn Filialen, in München sind es inzwischen vier. Aufmerksamkeit erhält Lap Coffee vor allem wegen seiner vergleichsweise niedrigen Preise für Kaffee und Matcha. In Berlin geraten viele andere Betreiber dadurch zunehmend unter Preisdruck – und können ihm nicht standhalten. Gibt es in München eine ähnliche Entwicklung?
In der Fraunhoferstraße hat kürzlich der neueste Laden von Lap Coffee, dessen Abkürzung für "Life among people" (auf Deutsch: Leben unter Leuten) steht, eröffnet. Ein paar Meter weiter, in der Reichenbachstraße, befindet sich der Coffeeshop Sweet Spot Kaffee. Ob die Eröffnung von Lap Coffee direkt ums Eck ein Problem für sie ist? "Nicht wirklich", sagt eine Angestellte. "Wir haben eine ganz andere Zielgruppe." Zu Lap Coffee würden tendenziell jüngere Leute kommen, die ein geringeres Budget haben. "Deshalb finde ich es gut, dass es das gibt."
Ihre Kundschaft hingegen komme "sehr gezielt" in den Laden, da viele ihren speziellen Kaffee dort probieren wollen. "Die Leute sind bei uns bereit, auch mehr Geld für den Kaffee auszugeben." Zum Vergleich: Während der Espresso hier 2,70 Euro kostet, bekommt man ihn bei Lap Coffee für 1,50 Euro.
Lap Coffee setzt auf viele Kunden in kurzer Zeit
Zwischen der Lap-Coffee-Filiale in der Fraunhoferstraße und der in der Klenzestraße befindet sich ein Café, das ähnlich niedrige Preise anbietet. Die Barista hinter dem Tresen von Plex Coffee in der Fraunhoferstraße sieht ebenfalls kein Konkurrenzproblem, was vielleicht auch an den kleinen Preisen liegen könnte. Denn hier kostet der Espresso ebenfalls 1,50 Euro. Und auch sonst sind die Preise relativ ähnlich: Der Cappuccino kostet jeweils 2,50 Euro, der Latte Macchiato ist bei "Plex Coffee" sogar noch günstiger und kostet hier 2,50 Euro statt drei Euro. Dafür sind manche Matcha-Variationen bei Lap Coffee günstiger.
Wie macht Lap Coffee das mit den kleinen Preisen? Die stellvertretende Geschäftsführerin von Lap Coffee, die nicht namentlich erwähnt werden will, erklärt das Konzept: "Wir mieten kleine Läden, die auf bargeldloses Bezahlen und Kaffee to go ausgerichtet sind." Im Laden selbst gebe es beispielsweise auch keine Toiletten und nur wenig Sitzgelegenheiten. Bei Lap Coffee wolle man bewusst viele Kunden in kurzer Zeit bedienen, um größere Mengen einkaufen und diese dann wiederum zu günstigeren Preisen anbieten zu können.
Selbstversuch: So schmeckt der Billig-Kaffee
t-online war vor Ort in der Filiale in der Klenzestraße, die es jetzt seit fünf Monaten gibt und hat den Kaffee probiert. Sowohl in der Optik als auch im Geschmack hat der Cappuccino überzeugt. Der Kaffee schmeckt für den Laien genauso gut wie der für den doppelten Preis und auch der Milchschaum ist genauso cremig wie in anderen Cafés.
Das einzige Manko: Das Interieur der Kette lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. Auf Plastikbänken an der Wand oder vor dem Fenster sitzen kaum Kunden.
In Berlin hat Lap Coffee mit seinen niedrigen Preisen indes eine Welle an Empörung bei Café-Betreibern hervorgerufen. Sie fürchten, dem Preisdruck nicht standhalten zu können. In München scheint das kein Problem zu sein. Dass umliegende Cafés sich über die Eröffnung von Lap Coffee beschweren, hat die stellvertretende Geschäftsführerin der Filiale bisher nicht mitbekommen, "aber ich kann mir schon vorstellen, dass es sie stört." Die einzige Kritik, von der sie weiß, ist die Beschwerde über zu viel Plastikmüll. "Die Kunden werfen wohl überall unsere Becher hin." Etwas, wofür die Filiale zwar nichts kann, aber trotzdem mit wiederverwendbaren Bechern entgegenwirken will.
Ob bald die fünfte "Lap Coffee"-Filiale in München eröffnet? Verraten darf sie das nicht, aber mit einem Lachen sagt sie: "Wen würde es überraschen?"
- Reporterin vor Ort


