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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tiere in Not Eichhörnchen fallen von Bäumen: So ist die Lage in München

Die zunehmende Trockenheit macht Wildtieren wie Eichhörnchen zusehends zu schaffen. Sogar vom Beginn des Aussterbens der kleinen Nager ist bereits die Rede.
Eichhörnchen sind in Deutschland weit verbreitet. Nicht nur in Wäldern, sondern auch in städtischen Parks und Gärten trifft man die geschickten Kletterer häufig an. Doch die kleinen Nager mit dem buschigen Schwanz sind zunehmend Gefahren ausgesetzt. Tanja Lenn, Vorsitzende der Eichhörnchen-Hilfe Berlin/Brandenburg, sagte Ende April: "Es ist dramatisch – bei den Hörnchen ist der langsame Beginn des Aussterbens da".
Zwar sei es nicht so, dass es bald überhaupt keine Eichhörnchen mehr geben werde. Aber: "Man kann merken, wie es losgeht, wenn eine Tierart mit den Umweltbedingungen, mit dem Klima nicht mehr gut klarkommt." Vor allem Trockenheit mache den Eichhörnchen zu schaffen. Immer wieder komme es laut Lenn vor, dass Tiere von Bäumen stürzen und dehydriert am Boden liegen. "Die Situation ist angespannt und ziemlich schlecht."
Kein Anstieg von verletzten Eichhörnchen in München
In München ist die Lage noch nicht so dramatisch. Zwar müssen die Mitarbeiter der Tierrettung auch dort immer wieder ausrücken. Wildtierärztin Malgorzata Horváth erklärt aber: "Wir haben keinen Anstieg bei der Anzahl von verletzten oder dehydrierten Eichhörnchenpatienten bei uns bemerkt."
Natürlich sei ein Teil der gefundenen Eichhörnchen – insbesondere Jungtiere – dehydriert und unterernährt, führt sie aus. Doch es gebe auch andere Gründe für Abstürze aus der Höhe. So zum Beispiel, dass die Tiere durch Krähen oder Raubtiere angegriffen oder erschreckt wurden, aber auch menschliche Störfaktoren wie Baumarbeiten.
Ein Absturz habe für die Eichhörnchen oftmals schwerwiegende Folgen wie blutige Verletzungen und Schwellungen an der Nase sowie im Kopfbereich, gebrochene Zähne, Frakturen im Kieferbereich, Brüche der Gliedmaßen und Wirbelsäule oder ein Schädelhirntrauma. Umso wichtiger sei die Erstversorgung der Tiere durch die Finder, erklärt Horváth.
Selbstschutz beim Kontakt mit Wildtieren wichtig
Die Wildtierärztin empfiehlt, am besten immer direkt Experten wie zum Beispiel eine Eichhörnchen- oder Wildtierauffangstation zu kontaktieren, "um sich über das richtige Vorgehen zu informieren und Fehler zu vermeiden, die dem Tier schaden könnten". Wie immer beim Kontakt mit Wildtieren sei zudem der Selbstschutz wichtig.
Da Eichhörnchen scharfe Krallen und Zähne haben, sollten vor allem erwachsene Tiere, die bei Bewusstsein sind, am besten nur mit dicken Handschuhen oder mithilfe eines Tuchs aufgehoben werden. Auch die meist deutlich zutraulicheren Jungtiere könnten bei Schmerzen oder aus Angst zwicken, warnt sie.
Dieser Fehler kann Eichhörnchen das Leben kosten
Geschwächten oder verletzten Tieren könne man am besten mit Wärme, Ruhe und Geborgenheit helfen. Hilfreich seien weiche Decken, Tücher oder ein Stoffbeutel, in die sich das Eichhörnchen einkuscheln kann. Bei Unterkühlung sollte umgehend aktiv Wärme zugeführt werden – etwa eine fest eingewickelte Wärmflasche oder mit warmem Wasser gefüllte Gummihandschuhe.
Wasser direkt in das Mäulchen sollten Finder hingegen nur in Ausnahmefällen einflößen. Denn dabei besteht laut der Expertin das Risiko, dass sich die Eichhörnchen daran verschlucken oder geschwächte, unterkühlte oder verletzte Tiere gar nicht schlucken können. "So kann in beiden Fällen Flüssigkeit in die Lunge gelangen, was tödlich enden kann."
Jungtieren, die bei Bewusstsein sind und schlucken können, könne man – beispielsweise mit einer Pipette – tröpfchenweise Wasser anbieten. Zur Energieversorgung kann man laut Horváth auch etwas Traubenzucker ins Wasser mischen. Um einer Dehydrierung der Eichhörnchen vorzubeugen, rät sie, flache Wasserschalen im Garten aufzustellen. Diese sollten regelmäßig gereinigt werden und nicht zu tief sein, um zu verhindern, dass die Tiere hineinfallen und ertrinken.
- Schriftliche Anfrage an die Tierrettung München
- Mit Material der Deutschen Presse-Agentur